Mein neuer Vortrag ist fertig und feiert im Volkshaus Frohnleiten Premiere!
… in 50 Tage radelnd und wandernd durch den wilden Balkan bis ans Schwarze Meer.
Ich/wir freuen uns auf Ihr Kommen!
„Wege enstehen im Gehen, stolpern inbegriffen: Das ist das Credo dieses Buches. Es erzählt selbstironisch, komisch, nachdenklich vom Aufbrechen, vom Scheitern, vom Überwinden, von der Lust zu gehen und von der Liebe – bis zum Zieleinlauf in Nizza.“
https://www.kleinezeitung.at/kultur/buecher/buchkritiken/5495336/preSendArticle.do
„Die Erfolgsformel des Sehnsucht-Weckens macht sich auch Dulsky zu eigen, wenngleich er mit „Ein Mann geht quer“ mehr als nur Wunschdenken schürt. Er verrät eine Menge über sich selbst und seinen Antrieb. Wunderschön etwa die Passagen über „Gottes Spielzeugschachtel“ den Passo Caldenno, mitleiden muss man am Paso Primaalpia und wenn dann die ersten Schafherden an den Steilhängen des Colle Barant auftauchen ist man auch fast mit Jörg Dulsky ans Ziel gelangt. Spätestens das Ziel selbst – das Meer – macht einem dann schon sehr große Lust zu reisen. Zu gehen.“
https://steiermark.orf.at/radio/stories/2934721/
Interview Radio Steiermark Lesezeichen im September 2018
Interview Ö1 Leporello im Oktober 2018
https://www.bergportal.ch/outdoornews/detail/id/582
53 farb. Abb. Broschur ISBN 978-3-7022-3691-5 128 Seiten, € 17,95 + Versand
Abschied vom Buzludzha–Peak, obwohl – der Peak wurde dem Berg genommen – um ganze neun Meter wurde der Berg erniedrigt damit das Buzludzha–Monument gebaut werden konnte.
Wir finden nach einer schönen und abwechslungsreichen Etappe inkl. geschlossener Hütte und nicht geschlossenen Bahnhof (welch Versuchung ) einen lauschigen Zeltplatz und kochen uns mit unserem Reservewasser hervoragende Nudel Bolognese. Zur Nachspeise gibt es dann noch eine halbe Tafel Rittersport-Marzipan und ein Häferl Tee; Weltklasse😋
Vorm Schlafengehen hänge ich noch unsere Lebensmittel auf den Baum und muss schon beim Aufhängen schmunzeln. Ein Bär hätte nämlich auch geschmunzelt aufgrund der mickrigen Höhe des Versteckes. Mit einem Griff hätte er unser Speisekammer ergriffen und sich davon gemacht. Viel ist eh nicht mehr da und alles ist besser als das Essen im Zelt zu lagern und somit Tiere anzulocken.
So oder so, es hat geholfen und unsere Lebensmittel waren noch alle da. Im Zentralbalkan gibt es angeblich viele Bären, sie sind aber auch bekannt dafür sehr scheu zu sein … Gut so!
Desto östlicher wir kommen desto öfter schlafen wir im Zelt, die Hütten werden weniger oder haben geschlossen, bzw. es gibt nichts zu essen. Bei manchen Hijas ( Hütten) ist es auch obligat sich vorher anzukündigen um Essen zu bekommen. Umso erfreulicher dann wenn ein Dorfladen um die Ecke kommt.
Wir kommen vorbei beim ältesten Schilift Bulgariens – Gramadliva – Ski – Station, heißt es dort. Drei Männer sind dort gerade beim Mittagessen und laden uns gleich zum Essen ein. Kein Chance den Rakia ( Schnaps) abzulehnen, dafür wurde dann die Bezahlung unsererseits von den Bulgaren abgelehnt.
Wir ziehen weiter zum Pass der Republik – normalerweise ein schauriger Platz – zwei Restaurants sorgen aber dort für Verpflegung und somit freuen sich die Weitwanderer.
Unser Gemüt und unsere Gedanken sind nach drei anstrengenden Wochen schon ein wenig am Meer und sehnen sich nach Abkühlung und Entspannung. Also rechne ich nochmal hoch und komm zu dem Schluss, dass wir einen Hunderter skippen müssen, um noch ein paar Badetage am Schwarzen Meer zu bekommen. Heißt runter ins Tal und ein paar Stationen mit dem Zug fahren, mit dem Taxi gehts wieder rauf auf den Varbishki Prohod. Somit wird unser Weg von 570 KM auf 450 KM verkürzt und wir müssen nicht gleich in den Flieger nach Hause steigen.
Jetzt wo wir in den Eastern Balkan Mountains unterwegs sind, wissen wir es besser. Wir hätten den Hunderter im Osten skippen sollen. Unter 1000 Höhenmeter sind nämlich die anderen Wanderer verschwunden und die Biester aufgetaucht. Aber meine nicht heilen wollende Wunde, begleitet von latentem, niederschwelligem Kopfweh haben den Zeitpunkt bestimmt.
Frisch motiviert und gewaschen machen wir uns wieder auf die Socken. Meine Wunde ist fast verheilt und keine Spinnen sind aus meinen Gesicht geschlüpft.👻 Die Gegend ist überaus reizvoll hier im Osten, leider auch für die vielen Klein – Jung- Fliegen um uns herum. Die Biester sind spezialisiert auf Körperöffnungen und kreisen zu Hunderten um unsere Mund-Ohren-Nasen-Löcher. Beißen tun sie Gottseidank nicht, legen aber eine immense Menschenaugen – Affinität an den Tag und von Autan haben sie leider auch noch nichts gehört! Nur starker Wind kann sie abschütteln und mit jedem Schritt näher zum Meer bläst der Wind stärker.
Der Wind hilft auch gut gegen die Hitze, die wir nun auch voll zu spüren bekommen. Irgendwie haben wir uns den Osten leichter vorgestellt, aber die Hitze und der Wassermangel (von den kleinen Biestern wollen wir gar nicht reden) wiegen die Höhenmeter vom Zentralbalkan locker auf. Machen wir eine RSP (RuckSackPause) verziehen sich die Fliegen kurioserweise und lassen uns in Ruhe. Komische Tiere – vielleicht wollen sie ja nur spielen. Auf jeden Fall ist Stehen oder Sitzen nicht zielführend um ans Meer zu kommen. Also … wir hoffen auf Wind und … er bläst auch immer öfter – somit genießen wir die lässige Gegend die es zuhause nicht gibt und rollen ostwärts.
I’m walking, yes indeed, I’m …
Die dirty-muddy-roads die wir im Westen bewanderten werden nun die dirty-dusty-roads, seit 20 Tagen hat es nun nicht mehr geregnet – Nein – ich beschwere mich nicht!
Wir gehen nun bei 34 Grad und ohne Wind wären wir wohl schon durch den Wind 😰 Am späten Nachmittag erblickt Eva dann das “ Schwarze Meer“ – ich nicht – da ich auf die Weite sehr gut schlecht sehe.
Wir starten unser letztes Biwack – morgen sind wir wahrscheinlich am Meer. Unsere letzte Etappe wird dann auch die längste werden. Circa 33 KM sind zu bewältigen … und es gibt unterwegs kein Wasser. Wir werden alle Behältnisse die wir haben auffüllen. Sind in Summe 5,5 Liter Wasser/Kilo. 🐊
Um 19 Uhr kommen wir gut, durstig und müde in Emone an, zu unsere Freude gibt es dort ein sehr nettes Restaurant. Wir bestellen uns Drinks und schauen von der Terrasse aufs Meer runter, läppische 2 Kilometer sind es von hier bis zum Kap Emine – dem östlichsten Punkt Bulgariens.
Alle Pläne das Meer heute noch zu erreichen sind plötzlich verschwunden, es gibt nämlich noch ein freies Zimmer im Haus und gegessen haben wir auch noch nicht. Keine Frage wir checken ein und verschieben den Zieleinlauf auf morgen vormittag.
Leider ist das Kap Emine militärisches Sperrgebiet und auch der Leuchtturm ist unzugänglich. Also schummeln wir uns links vorbei um unser Ritual durchzuführen.
Die Reise ist noch nicht zu Ende und wir gehen noch 10 Kilometer weiter nach Südwesten, nach Elenite und Sveti Vlas – in die Touristen- Hochburgen. Der Weg mit dem Auto oder Taxi ist umständlich also gibt es noch eine Draufgabe.
Fast hätten wir uns noch verzettelt und Iwo, ein netter Bulgare bringt uns zurück zur richtigen Abzweigung. Die letzten 2 Kilometer gehen wir den Strand entlang und machen natürlich einen Badestopp. Das Kap Emine ist eine Klippe, dort ist es steil und abschüssig und man kommt nicht ganz runter bis zum Meer, Vögel fühlen sich dort dort wohler.
Wir nähern uns den Hotelbauten und das Thermometer zeigt mittlerweile 38 Grad – Abkühlung ersehnt.
Wir sind hier in Russland angelangt, 90 % sind Russen und von den Tausenden Urlaubern sind Eva & Ich die einzigen die zu Fuß angereist sind. 👽 Aliens eben.
Wir checken im Fort Knoks ein und wollen dann weiter nach Nessebar in ein kleineres Hotel. Das Preisniveau ist hier auch gewaltig, heute egal, es wird mal gefeiert, eine erlebnisreiche, fordernde, Reise ist zu Ende.
Resümee:
„Das Verlassen der Komfortzone“ hat auf dieser Reise noch einen Exponenten dazu bekommen, alles ist unberechenbarer und mit Überraschungen ist stets zu rechnen. Die Unfreundlichkeit die einem (speziell in Beherbungsbetrieben und Gasthäusern) entgegen geschmettert wird, ist bemerkenswert. Manchmal hilft hartnäckige Freundlichkeit, um das Eis zu schmelzen und ein Lächeln zu bekommen und manchesmal hilft gar nix. Meist gab es dann Hilfe von außen und Menschen dolmetschten oder organisierten uns Hilfe. Einmal als wir uns vergingen, (gab es natürlich öfter) haben wir einen Schäfer gefragt und er erklärte uns den Weg auf Bulgarisch so gut, dass für uns alles klar war. Nichtsdestotrotz haben wir sehr nette Bekanntschaften gemacht und wurden auch eingeladen wieder zu kommen.
Das Wichtigste ist die Nerven zu bewahren und zusammenzuhalten, einen besseren Test für eine Partnerschaft gibt es kaum. Geht es dem Einen schlecht, muss der Andere zurückstecken und umgekehrt, Solidarität eben. Jeder Tag ist beim Wandern ein Abenteuer und du weißt nicht was man sehen wird und was passieren kann. Am Berg gibt es keine Sicherheiten, entgegen dem normalen Leben, es gilt zu Vertrauen und seinen Instinkten zu folgen, das macht das Weitwandern mit reizvoll.
Auch unsere Körper haben wir wieder besser kennengelernt; wir haben aus „Zeitgründen“ unseren wöchentlichen Ruhetag nicht eingehalten und nach zwei Wochen waren wir dann richtig schlapp und antriebslos. Wir schleppen ja wieder einen schweren Rucksack mit unseren sieben Zwetschken inkl. ein paar Tage komplette Autonomie (natürlich außer Wasser) auf unseren nicht mehr taufrischen Rücken. Das alte Pausenthema, … immens wichtig!
Wenn mich wer fragt, ob ich den Kom-Emine Trail empfehlen kann, würde ich wahrscheinlich mit Nein antworten. Der Trail ist landschaftlich sehr lohnenswert aber die Umstände (Hütten – Markierung – Willkommenskultur) sind eher etwas für Hartgesottene und neben Eva & mir haben wir nur ein Pärchen aus England getroffen, der Rest waren Einheimische.
Meine Nikon hat wieder schöne Bilder geschossen und für mich als Vortragsreisenden wird es wieder eine Freude sein, einen schönen Vortrag zusammenzustellen und präsentieren zu können. Dann gibt es noch weitere Geschichten und Erlebnisse aus dem wilden Balkan!
Statistik:
Wir haben:
mit dem Fahrrad (Herr Karl & me) 1200 Kilometer und 3500 Höhenmeter im Aufstieg und 3800 im Abstieg absolviert und sind (Eva & me) 450 Kilometer und 14800 Höhenmeter im Anstieg und 15200 im Abstieg zu Fuß gegangen.
Unser beider Bemühungen, unser mittlerweile ans Herz gewachsene Fahrräder, nach Hause zu verfrachten scheitern allesamt. Karl schafft es nach einem langen Tag sein 1200 KM altes Rad am Rad-Flohmarkt zu verkaufen und mein Versuch das Rad der Caritas zu schenken scheitert leider wegen Abwesenheit. Zum Schluss hat mein Rad dann doch noch leicht geschwächelt und ein schleichender Patschen begleitete uns nach Sofia. Maxi unser Vermieter freut sich nun über ein grünes Venice-Rad, bestens getestet von Frohnleiten bis Sofia.
Mit fünfstündiger Verspätung trifft Eva mit dem Flixbus in Sofia ein, mit dabei zwei prallvolle Rucksäcke plus Bergschuhe. Jetzt wird mal Wiedersehen gefeiert und Karl verabschiedet. Dann wird umgepackt, vom Radsetup zum Weitwandersetup und der Rest wird wieder verpackt und verschickt. Ich übe schon den Umstieg zum Wandern und erkunde Sofia zu Fuß.
Mit dem Zug gehts hinauf in die Berge, wir fahren nach Gara Lakatnik und steigen die ersten 800 HM, geplagt vom Rucksack und schlechten Wetter, hinauf zur Hut Trustenaya.
Nach dem Dorf Lakatnik wird es besser und rechtzeitig (vor Sonnenuntergang) treffen wir auf der Hütte ein. Hier heroben (auf 1150m) werden im großen Stil Himbeeren angebaut und die Ernte wurde gestern beendet, nun wird Himbeer-Wein fermentiert. Schmeckt gar nicht so schlecht.
Bei meinen Vorträgen erzähle ich immer, dass die ersten drei Tage die schwierigsten sind. Wie recht ich doch habe, der schwere Rucksack, das – meist miese Wetter … und die verbesserungswürdige Kondition. Radfahren ist doch eine andere Belastung. Die heutige Etappe haben wir wegen extremer Schlappheit und ständigem Donnergrollen schon frühzeitig abgebrochen. Leider wegen Wasserknappheit (dafür Internet) ohne Abendessen ins Zelt. Also schreibe ich meinen Blog, anstatt zu kochen. Die letzten zwei Tag sind wir durch endlos-schöne Buchenwälder auf und ab gewandert, und sind dabei Slalom gelaufen wegen der vielen Lacken die überall stehen. Es regnet sehr viel. Noch schlimmer für die zwei Montainbiker die wir immer wieder treffen, sie sind kaum schneller als wir, weil sie ihre Räder ständig tragen müssen.
Die zwei symphatischen Radler fahren ins Tal hinunter um Gepäck zurückzuschicken, sie sind einfach zu schwer mit ihrem ganzen Zeug. Wir übrigens auch, weil Essen für zehn Tage im Rucksack wiegt anständig. Viele Hütten hier auf dem KOM – EMINE – Weg sind unbewirtschaftet, bzw. liegen weit auseinander und sind in einem Tag (für uns) nicht erreichbar. Die gestrige Hütte (Hut Leskova) war verwahrlost und Eva hätte dort nicht um viel Geld geschlafen. Die Radler haben drinnen geschlafen und eingeheizt um ihr Gewand zu trocknen, wir haben im Shelter geschlafen, der war gut in Schuss und die Luft war herrlich.
Die Strecke bis zum Vitinya Pass „zaht sich mega“ Wir gehen immer noch stundenlang durch (schöne) Buchenwälder, auffällig wenig Vögerl zwischern hier und überhaupt wenig Wildtiere sind unterwegs. Dafür schöne, fanasievolle Bäume links und rechts des Weges.
Dann doch Tiere; Hirten-Hunde attackieren uns gleich zu viert und wir bangen um unser Leben. Die Braunbär-Rückzugstaktik (ins Gesicht schauen und langsam zurück gehen) funktioniert auch hier und wir kommen ohne Kratzer davon. Uff. 😌 Nach kurzer Beratschlagung und Nervenflattern entscheiden wir uns für einen weitläufigen Umweg und ohne GPS hätten wir wahrscheinlich schwer zu unseten Weg zurückgefunden.
Und wahrhaftig am nächsten Tag kaum noch Regen, trotzdem am Nachmittag latschen wir auf dirty roads – so schlammig und rutschig– wie wir es noch nie gesehen haben. Die Ankunft am Vitinya Pass war ein Highlight, überraschendweise gibt es dort einen improvisierten Würstelstand. Ein Ehepaar grillt und kocht dort für die Fernfahrer die extra von der Autobahn abfahren um hier zu essen. Es gibt vier Tische und wir sitzen direkt neben dem Griller, der Cevapcici-Rauch nebelt uns ein, der Grillmeister lacht uns an und wir genießen kalte Pommes, Schokoriegel, Fanta und Bier. Für die Augen gibt es die herrliche Kulisse der Fernfahrer-Szene, kein einziger PKW bleibt während der eineinhalb Stunden hier am Pass stehen.
Jetzt suchen wir uns noch ein nettes Zeltplatzerl. „Davischdane“
Wir haben eins gefunden, leider hat Eva bei der Suche Flip verloren, Flop ist nun ganz einsam und Eva ganz traurig, sie ist mit einem Bein zuviel aufgewacht. Dazu muss ich erwähnen; dass sie meine Methode der Befestigung am Rucksack ausgeschlagen hat.
Das Gelände wird abwechslungsreicher und zwischendurch gibt es auch richtige Rastbankerl. Langsam kommen wir nun ins Rollen, das ist der Zustand, wenn wir über den Boden gleiten und das Gehen genießen. Die Navigation bleibt trotzdem schwierig allein schon der kyrillischen Schrift wegen.
Die heutige Etappe ist unsere letzte in den West-Balkan-Bergen, morgen sind wir schon im Zentral-Balkan-Gebirge unterwegs, das heißt – es geht höher hinauf und es wird rassiger. In der Chavdar-Hut sind wir die einzigen Gäste und … das heißt, es gibt einen Wirt, heißt weiter … es gibt etwas zu essen.😛 Wir sitzen am Stammtisch vor dem Haus, in der Hand ein Hopfen-Kompott und freuen uns an der Abendsonne. Später noch treffen unsere zwei Montainbiker ein, sie haben nun kräftig abgespeckt, einen Ruhetag eingelegt und versuchen jetzt mit der light-version weiter zu radeln. Wir werden auch immer leichter, mit jedem gegessenen Müsliriegel oder Packerlsuppe tragen wir um 150 g weniger!
Der nächste Tag bringt uns die bisher schönste Etappe, wir gehen zu 80 % über der Baumgrenze, den Kamm entlang und haben einen wunderbaren Blick nach Norden und Süden, dazu perfektes Wanderwetter und anschließend eine florierende Hütte mit einem Aussichts-Platzerl. Den Platz haben wir dann für Stunden nicht mehr verlassen, wir haben Dinko kennengelernt, einen ehemaligen bulgarischen Skitrainer aus Basko und haben unsere ersten 100 Kilometer gefeiert.
Auf der Hütte gehts rund, gleich zwei Feiern (es ist Wochenende) finden statt. Auf die Frage nach dem Anlass, gibt es die Antwort: die Bulgaren brauchen keinen Grund zum feiern, sehr sympathisch. Auch zweimal bekommen wir ein Angebot mit zu tanzen und Dinko (der Ex-Trainer) gibt uns seine Telefonnummer, für alle Fälle. A perfect Hikingday.🤗
Wir sind nun im Zentral-Balkan-National-Park unterwegs, man merksts gleich an den vielen Schildern und Tafeln. Unser erster 2000er heißt Kositsa und ist genau 2000,5 Meter hoch. Trotz kleinem Grappa-Kater gehen wir 23 Kilometer und über 1000 Hm, wir biwakieren dann auf einer Alm über 2000 Meter und am Morgen haben wir gleich Besuch.
Trotz der vielen Kühe, dominieren die Pferde in dieser Gegend. Die Tiere lassen sich kaum beeindrucken von uns Menschen, wenn wir vorbei gehen heben sie kaum den Kopf, nur wenn Fohlen dabei sind, sind sie aufmerksam.
Heute stehen wir auf dem höchsten Punkt bisher, dem Vehzen Peak (2198m) unspektakulär ist die Gipfellandschaft, eher einer Steppe gleich und trotzdem sehr reizvoll.
Leider hat Eva zwei fette Fersenblasen aufgerissen und wir stecken ein wenig zurück. Verlängerte Mittagspause bei der Kozya Stena Hut auch um ein wenig den meistens in Großgruppen wandernden Bulgaren zu entkommen.
Langsam erholen wir uns von den langen Etappen und von der „Gastfreundschaft“, speziell von der Echo Hut. Dort sind wir nach 11 Stunden und 1400 Höhenmeter im Aufstieg spät am Abend angekommen und hatten einen Bärenhunger und waren erschöpft. Auf unseren Anfragen hin gab es folgende Antworten: No food, no bed, no tent and beer: maybe later! Erst mit Hilfe von Peter und einem anderen hilfsbereiten Bulgaren konnten schlussendlich alle unsere Bedürfnisse gedeckt werden. Die Erfahrung haben wir nun schon öfter gemacht, zuerst wird einem einmal ein Nein entgegengeschmettert und wenn man nicht locker lässt (und selber locker bleibt) tauen sie auf und alles ist möglich. Dieses Verhalten ist eher bei der älteren Generation anzutreffen, die jüngeren BulgarenInnen sind meist sehr offen und hilfsbereit. Beim Orloyo Gnezdo Shelter haben wir uns z.B. nichts erwartet und wir sind auf einen freundlichen Wirt inklusive freundlichen Gasthaus gestoßen.
Wir ziehen weiter durch den Nationalpark dem höchsten Gipfel (Botev-Peak) entgegen und kosumieren die lässige Gegend um uns herum.
Heute ist Ruhetag – die formidableste Hütte bisher und ein richtiges Zimmer lassen uns nicht lange überlegen – wir rasten und lecken unsere kleinen Wunden. Eva hat neben den drei Fußblasen auch noch eine Fieberblase bekommen und ich kämpfe gegen Schlappheit.
Wir haben zwei wunderschöne Wandertage hinter uns, als Draufgabe gibt es dann noch den höchsten Punkt unserer Reise. Botev Peak ist zwar kein richtiger „Peak“ dennoch ist er der dritthöchste Berg in Bulgarien und somit der König im Balkangebirge. Der Weg dorthin führte uns zur Vasil Lewski Hütte, benannt nach dem Freiheitskämpfer der Bulgarien zur Zeit der nationalen Wiedergeburt. Heute nennt man ihn den „Apostel der Freiheit“ , die Hütte ist ihm würdig, mitten im Buchenwald liegend, sehr lauschig, sehr einladend. Bekannt ist der Botev auch, vor allem für seine rasanten Wetterumstürze. Auf seinem Gipfel gibt es nicht nur eine Wetterstation, auch ein dicker Fernsehsender ragt in den Himmel.
Das erste Mal gehen wir mitten durch eine Schafherde. Diesen Mut bringen wir nur auf, weil der Schäfer vor uns geht und die Hunde dirigiert. Um Schafherden machen wir sonst einen weiten Bogen, weil die Schafe meist von Hunden bewacht werden und die nehmen ihren Job äußerst ernst!😌 Auch den ersten Pool gibt es unterwegs, Eva ist noch zaghaft und taucht nur halb ein. Beim Aufstieg kommt uns dann auch noch „Beklemeto“ entgegen. So tauften wir den Streuner-Hund der uns schon mehrfach begleitete, das erste Mal vom Beklemeto–Pass an. Er war in Begleitung eines Wanderes hat uns erkannt und nach kurzem Zögern hat er kehrt gemacht um uns auf den Gipfel zu begleiten. Danach schloss er sich einem anderen Pärchen an und war wieder weg.
Am Abend steuern wir die Mandrata Hut an, dort sind 50 Montainbiker eingecheckt und wir stellen unser Zelt zu den anderen 20. Wie immer gibt es hausgemachten Rakia und wir feiern noch ein klein wenig unseren Gipfelsieg mit wieder einmal sehr netten BulgarInnen…
Manchesmal gibt es auch versicherte Stellen und der Blick fällt in die Tiefe – richtig gefährlich wird es aber nie.
Aber prinzipiell wird es nun flacher und die Gipfel nehmen zum Schwarzen Meer hin deutlich ab. Wir sind jetzt zwischen 1000 & 2000 Meter über dem Meer unterwegs und die Gegend ist von Wacholdersträuchen überwuchert. Deren Beeren schmecken leider nicht so gut wie die unzähligen Preisel und – Blau -Beeren die wir zwischendurch immer wieder genascht haben. Der Wacholder drängt auch das Vieh zurück und die Herden werden weniger… Gin trinken die Bulgaren überraschenderweise nicht.🤔
Unsere Rucksackpausen (RSP) werden ( +/- fünf Minuten) penibelst eingehalten, ansonsten drücken nämlich die sieben Zwetschgen auf unseren Buckeln schwer aufs Gemüt.
Oder so:
Wir sind in Uzana angelangt – der geografische Mittelpunkt Bulgariens. Hier ist im Winter der Bär los, immer Sommer fadisiert sich die Dame bei der Touristinfo offensichtlich und freut sich über Wanderer.
Auch wenn Uzana geografisch in der Mitte Bulgariens liegt, unser Weg nach Osten ans Meer ist jetzt der kürzere, da die Höhenmeter weniger werden und somit die Kilometer schneller vom Fuß gehen.
Leider hat mich ein Insektenstich oder etwas ähnliches ein wenig vom Trail geworfen und wir müssen wegen Verschlechterung der Wunde (mitten im Gesicht) ins Tal stoppen und eine bulgarische Ärzterallye starten. Nach mehrmaligem hin und her entscheidet die Ärztin auf herpes simplex. Unser Ärzteteam in Wien (Danke an die Fam. Stix) hatte eine andere Diagnose und ich bin mir auch unsicher, da die Wunde nicht juckt oder schmerzt. Kurios war die Situation auf alle Fälle und zeitweise waren vier Leute im Einsatz, eine Mutter mit Sohn zwecks Übersetzung und die Ärztin plus meinereiner, der Patient.
Nach der Apotheke und einer Hotelnacht in Gradovo fahren wir gestärkt mit dem Bus wieder auf den Shipka Pass und wandern weiter zur Buzluzdha Hut bzw. Berg. Dort oben steht ein irrwitziges Bauwerk, es erinnert an einen UFO Landeplatz mit UFO und wurde Anfang der 80-er zu einem Freiheits-Jubiläum gebaut. Früher haben die kommunistischen Bonzen dort logiert und konferiert, heute ist es eine Ruine und Vögel reden dort miteinander.