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Von der Mur bis zum Schwarzen Meer              Teil II    Donau-Radweg Backa Palanka (SRB) – Lom (BGR)

Über die Donaubrücke gehts rüber nach Backa Palanka gelegen in Serbien, auf der Brücke gibts einen Foto-Stopp und weiter eine problemlose Einreise nach Serbien.

Donaubrücke bei Backa Palanka  – #venicefahrradvonBarbara

Die ersten 20 Kilometer radeln wir auf Bundesstraßen und die Balkanis rauschen uns um die Ohren bzw. Satteltaschen. Die Alternative, den Donau-Damm entlang zu radeln, ist leider auch Essig. Keine Autos dafür grober, spitzer Schotter und jeden Moment in Erwartung eines lauten Knalls. Wir entscheiden uns für’s nicht Patschenpicken und somit für die Bundesstraße. Unser Abstandshalter (für Kinderfahrräder) bewährt sich in dieser Situation bestens.

Karl in Ronalda-Popo-Kühlposse

Während ich im Eisen-Elektroladen versuche für Karl ein neues Handy-Ladegerät zu besorgen, (Klassisch stecken lassen) ventiliert Karl seinen Unterleib.

Unterwegs zur Schotter – Piste.

Sperrlinien und Tempolimits sind für die Autofahrer hier eher Zierde als verbindliche Symbole. Die letzten 20 Km sind dann wieder fein zu radeln, nahe an der Donau und das Leben der Großstadt bahnt sich schon an.  Novi-Sad entpuppt sich als schöne und schwungvolle Stadt.

Wir suchen die Tourist-Info, ohne Internet gar nicht so easy – man ist verwöhnt.
Wahrscheinlich der Hauptplatz in Novi Sad

Beograd die Hauptstadt Serbiens hat viel zu bieten und geizt nicht mit Charme. Karl ist schwer beeindruckt von der Höhe der Menschen. Ich konzentriere mich auf die Betonarchitektur von Beograd die neben den Jugendstil-Häusern hervorsticht.

Betoncharme in Beograd
Hier ist das Leben nicht Fassade

Zwei Radführer haben wir schon abgeradelt und schicken diese mit überflüssigem Gewand nach Hause. Nach halbstündiger Bürokratie war es geschafft und das Packerl kommt hoffentlich zuhause an.

Karl und Ilonka von der Post

Zwischendurch gibt es Autozuckerln und wäre ich nicht mit dem Rad unterwegs würde ich sofort tauschen wollen.

Welch geile Schnauze – Ford Taunus

Des Nächtens ziehen Herr Karl und ich um die Beton-Jugendstil-Häuser und freuen uns über das Leben, das sich hier auf der Strasse abspielt. Ein Hotspot  jagt den Anderen und Belgrad ist zweifelsohne​ eine mitteleuropäische Metropole geworden.

Österreichische Botschaft in Beograd – frisch renoviert!
Karls Schlafzimmer in Beograd – eines Karls würdig!
Rainy day in Beograd , one more Cafe before we go/cycle

Die Ausfahrt aus Beograd war dann a bisserl happig und nachdem wir (und die LKW’s) die Donaubrücke passiert hatten, bekreuzigten wir uns. Die folgenden Kilometer bis nach Bescova ritten wir über einen Feldweg (von einem Extrem zum anderen) mit Blick in eine grandiose Auenlandschaft. Der Damm auf dem wir fahren bietet den Menschen Schutz vor  Hochwasser und den Tieren, besonders den Vögeln, Schutz vor den Menschen.

Karl auf dem Damm
Ein guter Platz für Vögel und andere Tiere

Wir fahren die Vojvodina weiter gegen Südosten bis nach Stara Palanka, das erste Mal seit langem treffen wir wieder Kühe und, leider auch, immer wieder Regen.

Sanfte Hügel – wie im Auenland.

In Stara Palanka (kurz vorher haben wir noch einen Zehner extra gemacht) trifft uns dann der Balkancharme mit voller Wucht. Wir wollen positiv bleiben, also; trotz Donau vor der Tür keine Gelsen im (Kinder)Zimmer und das Essen war gut! Mit dem Fährboot gehts heute über die Donau weiter auf die andere, serbische Uferseite. Die Norduferseite wird hier einen Steinwurf nach Osten entfernt rumänisch.

Die Donau bei Stara Palanka

In einer halben Stunde sind wir am Südufer und blicken auf die Festung in Ram. Außer uns sind noch zwei Radler an Bord, ansonsten gibt es eher wenig Donau-entlang-Strampler.

Fährboot nach Ram

Karl plant (eh klar) analog, natürlich mit seiner üblichen Zettelwirtschaft und gestochener Schrift. Als gelernter IT-ler mach ich die GPS-Planung, so ergänzen wir uns gut.

Die letzten Felder, von nun an wirds gebirgig

Die Donau wird nun schmäler und nach der Festung Golubac verengt sich das Tal und die Donau zwingt sich durch die Berge durch. Sie ist nun nur mehr 150 Meter breit.

Die Festung von Golubac

Berge heißt Tunnel, nicht weniger als 17 Tunnel durchqueren wir heute, selbstredend ohne künstliches Licht. Leider haben wir es nicht geschafft Karls (ganz) neues Licht in Betrieb zu nehmen und so helfen wir uns mit allem was wir haben. Stirnlampe und mein Dynamo- Funzilicht… und strampeln!

Tunnel-Setup

Nach 60 Km wird Madame wieder mal breiter, der große Durchbruch steht ihr aber erst bevor.

Auf der anderen Seite liegt Rumänien.

Wir fahren heute eine extrem lässige Etappe: durch das Eisenere Tor zwängt sich Madame Danuv weiter gegen Osten und wir folgen ihr dabei.

Donau-Durchbruch (Eisernes Tor)
Der Blick stromaufwärts

Der heißeste Tag ever und dazu noch über 400 Höhenmeter werden belohnt mit einem schönen Donau-Strand in Kladovo und anschließendem Dorffest. Das ganze Dorf (Stadt) ist auf den Beinen.

Ich hab die Donau getestet, gute 23 Grad hat sie hier

Weiter gehts gegen Südosten wir fahren nun in die kleine Walachei ein, wir treffen Walachen und sie leben in Wien, wie so viele Menschen hier irgendwo in Europa leben. Die Region entwurzelt sich, viele gehen (der Arbeit wegen) fort und wenige kommen wieder, und wenn dann meist nur zum Urlauben. Wir fahren durch Orte wo Häuser picobello dastehen und kaum Leute leben. Die Landschaft ist immer einen Blick links und rechts, weg von der Straße, wert. Manchmal scheint sie wie gemalen, von W. Turner persönlich.

Blick in die Walachei
Die Youngster unter den Sonnenblumen

Bei unseren heutigen Etappe haben wir den 1000-er „daradelt“ und trotz flussabwärts-Richtung über 2700 Höhenmeter gestemmt.

Tausend Kilometer sind getreten

Zum Abschied aus Serbien, gibts ein deftiges Frühstück. Wo auch immer wir waren, die Menschen waren hilfsbereit und überaus freundlich. Schön das Land auf diesen Weg ein wenig kennenzulernen.

Schnaps & Palatschinken – mal schauen was passiert 😳

Ist gut gegangen und mit a bisserl Regen erreichen wir Bulgarien, für uns beide ist es die erste Begegnung mit diesem Land. Entgegen unseren Erwartungen ist es hier , an der EU-Außengrenze sehr leise und unspektakulär. Kaum Autos oder LKW’s sind hier anzutreffen. Das erste Mal sind die Radfahrer in Überzahl. In unserem letzten Quartier in Negotin haben tschechische Polizisten gewohnt. Sie sind hier eingesetzt um die EU-Grenze zu sichern und patrouillen das Umland in Serbien. 

Karl reitet nach Bulgarien
Here we are, Bulgarien unser fünftes Land

Die ersten Dörfer in Bulgarien fallen mit deutlich schlechteren, äußeren Erscheinungsbild auf. Die Menschen sind nach wie vor sehr freundlich und winken, grüßen uns zu. 

Erster Stopp in Kapitanovtsi (Bulgarien) 60 cent fürs pivo

Wir erreichen ohne viel Verkehr Vidin, eine Stadt die vor 10 Jahren noch 80 000 Einwohner hatte, erzählt uns Anton, ein Vidiner der uns freundlicherweise mit dem Rad ins Center eskortiert.  Die Menschen siedeln ab und suchen in der EU oder sonstwo ihr Glück. Heute leben noch ca. 25 000 Menschen hier, es gibt kaum Arbeit.

Renovierungsbedarf in Vidin. 

Wir sehen die Stadt anders, eine lange Fuzo und eine schöne Donaupromenade laden zum flanieren ein, übrigens eine Tätigkeit die in jedem Land gerne ausgeübt wird. 😎 Dovischdane🙌 

Wir wollen Sviti Dimitra besichtigen, nach eineinhalbstündiger Suche haben wir sie gefunden, die zweitgrößte Kathedrale Bulgariens. Einmal sind wir sogar daran vorbei gefahren und nahmen sie nicht wahr. (scheinbar haben wir uns ein größeres Gebäude erwartet) 

Sveti Dimitar – Russisch Ortodoxe Kirche

Nach Mittag (und Hühnersuppe) legen wir los nach Lom, unterwegs gibt es immer wieder prächtige Industrieleichen zu sehen. Hier haben einst tausende Menschen gearbeitet.

Aufgelassene Fabrik unterwegs

Nach ewigem auf und ab und schwindlig werden vom Schlaglöcher umfahren, kommen wir um 18 Uhr in Lom an. 

    Ankunft in Lom nach 1200 Kilometer

    Karl und ich feiern ein wenig und aufgrund von Sprachproblemen bekommen wir immer das Falsche; Rot – anstatt – Weißwein; zwei – anstatt – einem Salat. Am nächsten Morgen fließt kein Wasser aus dem Hahn, haben wir zwar nicht bestellt, gehört anscheinend auch zum Balkancharme-Paket. 😉

    Besserer Balkancharme – Kiosk mit Ex-Villa

    Beim Kaffeetrinken im Ort stellt sich heraus, dass der ganze Ort wasserbefreit ist. Auch dort ist das WC außer Betrieb. 😌 

    Über einen Kilometer ist sie hier breit die Dame Danuv

    Wir verlassen nun die Donau und reisen nach Süden. Über das Balkangebirge gehts in die Hauptstadt Sofia. Eva kommt am Samstag mit unseren Rucksäcken in Sofia an und am Montag starten Eva und ich mit unserer Wanderung über das Balkangebirge. Heißt für mich ein paar  Tage Lepschi in Sofia. 😎 Karl wird uns verlassen und wieder nach Nord-West reisen, wie … steht noch nicht fest.

    Hier gehts weiter nach Sofia

    Von der Mur bis zum Schwarzen Meer    Teil I    Frohnleiten (A) – Ilok (HR)

    Am Montag den 9. Juli geht es los. Mit dem Fahrrad (orange Route) von Frohnleiten an der Mur nach Sofia (Bulgarien) und dann zu Fuß (lila Route )über das Balkangebirge zum Kap Emine am Schwarzen Meer…

    Von der Mur bis zum Schwarzen Meer
    Aufbruch in Rothleiten

    Wie immer gehts erst zu Mittag los, aller Anfang ist schwer und ein halber (Rad) Tag ist lang genug.

    Hauptplatz Leibnitz

    Die ersten 80 Kilometer sind gut gelaufen, der Popo hält mit und die Beine auch. Die Familie Mischinger hat mich gut aufgenommen und verköstigt (Danke Dani & Gitti) Jetzt warte ich in Flavia auf meinen Freund Karl, er reist (radelt) direkt aus Frohnleiten an, da er ja gut (besser) trainiert ist. Danach gehts weiter Richtung Bad Radkersburg. 

    Mur kurz vor Spielfeld
    Ankunft Bad Radkersburg

    Kein Fussball, sondern Buschenschank war angesagt. Herr Karl hat heute 130 km runtergekurbelt – der volle Wahsinn – der Preis dafür ist eine nicht mitgenommene Bankomatkarte und ein damit einhergehender Bargeldmangel. Gottlob sind wir in der EU und Geld ist nirgends kein Thema.😁

    Regentag in BR wir laben uns im Retro-Cafe Sattler

    Das Wetter ist  wieder besser und wir starten Richtung Sicheldorf um nach  Slowenien zu riden. Nur 50 KM lang sind wir dort. Die Häuser unterscheiden sich kaum von den Häusern in Österreich. Definitiv herrscht in Slowenien auch schon der Rasenmäherroboter und die Gartenkultur.

    Wir treffen die Mur nur selten, aber dann in voller Pracht und schon als richtiger Strom. Kurzbesuch (bei den Gelsen) an der Insel der Liebe inklusive Schiffsmühle und ab nach Kroatien.

    Nach 30 KM in Slowenien wechseln wir die Mur-Seiten.

    Murübergang bei Gornja Bistrica

    Grenze zu Kroatien – wir zeigen zum ersten Mal den Reisepass her.
    Wir erreichen die Drau und staunen über die (gestaute) Wassermenge. 

    Ganz Kroatien feiert, hunderte Fahnen auf Häusern und Autos zeugen vom Fussballhype um die Mannschaft die gestern England aus dem WM-Wettbewerb schoß!

    Kürbis- Kukuruz-und Sonnenblumen-Felder kurz vor Donja Dubrava

    Heute erreichen wir Legrad, dort fließen die Mur (Mura) und die Drau (Drava) zusammen und die relativ armselige, von der Energiewirtschaft gerupfte Drau, bleibt namentlich der Hauptstrom. In jedem Fall mäandern die zwei Damen stattlich weiter, immer der Grenze zu Ungarn entlang nach Süd-Osten, der Donau entgegen. Dorthin wo auch unser Weg hinführt.

    Mur (Mura) – Drau (Drava) Zusammenfluss

    Kroatien gegen Osten ist ähnlich der Südsteiermark gegen Süden, viele Felder, wenige Hügel und schnell amal fad. Halbstündig geradeus fahren und links und rechts Felder ohne Ende zu sehen ist eintönig, obwohl die kilometerlangen Sonnenblumenfelder schwer beeindruckend sind. Jedes Dorf ist eine willkommene Abwechslung und immer erstaunlich ist die gute Infrastruktur vor Ort. Oft zwei kleine Läden und Tschecherl.

    Gulasch und schlechter Schlaf in der Fernfahrerkneipe

    Nur mühsam erreichen wir Osijek da es keinen richtigen Radweg gibt und Hauptstraßen sind äußerst unbehaglich zu Fahren. Die Drau zeigt sich kaum, dafür werden wir in Osijek belohnt mit einem schönen Sonnenuntergang an der Drava.

    Sonnenuntergang an der Drau in Osijek
    Marina in Osijek, am Wasser herrscht Leben
    Die Kroaten wären bereit für den Weltmeister-Titel

    Wir radeln weiter gegen Osten und im ganzen Land herrscht Ausnahmestimmung ob der Fussball-WM. Überall sind Rot-Weiße-Karos zu sehen. In der Fanzone in Vukovar dann die längste Fahne ever.

    Pubplic Viewing Area in Vukovar

    Die Stadt hat sich, zumindest im Zentrum und nach außen hin, vom Krieg erholt und erstrahlt regelrecht.  

    Kurz vor Vukovar, in Dalj treffen wir in beindruckender Weise das erste Mal die große Dame mit Namen Donau. Die Mündung der Drau in die Dunav ist leider nicht zugânglich, das Gebiet ist der Landminen wegen gesperrt!

    Die große Dame Donau 
    Ich gebe mich dem Zucker hin

    Die letzten Kilometer nach ILOK (letzte Station in Hrvatska) gehts überraschend viel auf und ab und wir machen anständig Höhenmeter. Die Donau hat hier ganze Arbeit geleistet und riesige Lehmhügel angeschwemmt. In Ilok schauen wir noch das WM- Finale und nehmen Abschied von Kroatien, morgen gehts weiter nach Serbien.

    Ilok Castle

    Weiter gehts mit Teil II